
Hast du schon einmal von dem König Ludwig II. von Bayern gehört? Ludwig II. (1845–1886) ist der Märchenkönig aus Bayern. Er wurde in München geboren und wuchs unter anderem im Schloss Nymphenburg in München auf. Sein Vater war der bayerische König Max II., und als ältester Sohn sollte Ludwig irgendwann die Krone von seinem Vater erben.
Aber warum ist dieser Ludwig so bekannt? Die Antwort ist einfach: aufgrund seiner Schlösser und seines Lebensstils.
Ludwig liebte den französischen Sonnenkönig Ludwig XIV. und dessen Schloss in Versailles bei Paris. Genau wie der französische Sonnenkönig 200 Jahre vor ihm, wollte Ludwig II. ein großer Herrscher werden. Er wünschte sich, dass alle Menschen ihm zu Füßen liegen.
Aber es kam ganz anders: Im Jahre 1864 stirbt König Max II., als Ludwig gerade 18 Jahre alt ist. Seine Aufgabe ist es nun, tatsächlich König zu sein, doch er muss zunächst lernen, dass seine Träume nicht Wirklichkeit werden können. Denn die Zeit der absoluten Monarchie in Europa ist vorbei, und er merkt nun, dass er nicht der neue Sonnenkönig werden kann. Das Regieren überlässt er seinen Ministern. Er hat nicht viel übrig für Politik und beginnt, sich für Kunst und Architektur zu interessieren. Er fühlt sich missverstanden und vom Volk abgelehnt. Jetzt möchte er zumindest spielen, dass er ein großer Herrscher ist und versinkt in seiner persönlichen Traumwelt. In dieser Zeit beginnt der Bau der wundervollen Schlösser.
Ludwig II. lässt drei Märchenschlösser bauen: Linderhof bei Ettal in Oberbayern ist sein Rokoko-Schlösschen, Neuschwanstein bei Füssen ist seine romantische Ritterburg und Herrenchiemsee auf der gleichnamigen Insel im Chiemsee ist "sein Versailles".
Es kostet natürlich ein Vermögen, solche tollen Bauwerke zu errichten, und Ludwig gibt für diese Schlösser fast das gesamte königliche Vermögen aus. Die besten Handwerker arbeiten für ihn und sie verwenden die schönsten und teuersten Materialien. Seine Verschwendungssucht, seine extreme Zurückgezogenheit und sein Desinteresse an Staatsangelegenheiten führten schließlich 1886 zu seiner Entmündigung aufgrund einer angeblichen Geisteskrankheit, die jedoch sehr umstritten war. Ludwig ertrank wenige Tage später unter nie ganz geklärten Umständen im Starnberger See (Oberbayern).
Nur einige Wochen nach dem Tod des menschenscheuen Königs Ludwig II. wurde Neuschwanstein im Jahr 1886 für Besucher geöffnet. Der einsame König hatte die Burg bauen lassen, um sich vor der Öffentlichkeit zurückzuziehen, doch sein Märchenschloss wurde zu einem der größten Publikumsmagneten weltweit.
Rund 1,3 Millionen Menschen besuchen jährlich die Märchenburg Neuschwanstein. Im Sommer ist es fast nicht möglich, das Schloss richtig zu sehen, denn im Durchschnitt gehen täglich mehr als 6000 Besucher durch die Räume, die damals nur für einen einzigen Bewohner bestimmt waren – für Ludwig II.
Ludwig II. wurde nicht der große Herrscher und Sonnenkönig, und sein Tod ist immer noch ein Mysterium, aber seine wunderschönen Schlösser sind ein Symbol für eine märchenhafte Welt.